Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze
 Kolumbien -Land im Zwiespalt und der Gegensätze  

Präkolumbische Epoche

Die präkolumbische Epoche bezeichnet die Zeit vor der Entdeckung durch Christof Kolumbus. Vor etwa 18.000 Jahren wanderden vermutlich die ersten Nomaden aus dem Norden über Zentralamerika in den südamerikanischen Kontinent ein.

Felslandschaft, Foto APA/AFD/ Guillermo Legarda

Dass auch im heute dicht von Regenwäldern bewachsenen Norden und Nordwesten des Amazonasgebietes in grauer Vorzeit viele Menschen gelebt haben müssen, beweist eine dieser Tage publik gewordene, spektakuläre Entdeckung von2019. Im unzugänglichen kolumbianischen Regenwald stießen Forscher auf einer Felsklippe, die auf einer Länge von annähernd 13 Kilometern, die teilweise flächendeckend von Zehntausenden urzeitlichen Malereien übersät ist. Die mit rotem Ocker gemalten Bilder zeigen Tiere, Menschen, ganze Szenerien, Handabdrücke und abstrakte Muster.

Felsmalerei, Foto APA/AFP/Guillermo Legarda

Die gewaltige Galerie wird von den britischen und kolumbianischen Entdeckern um den Archäologen José Iriarte von der Exeter University und die Palo Anthropologin Ella Al-Shamahi vom University College London als "Sixtinische Kapelle der Urzeit" gefeiert. Das Alter der Felsmalereien schätzt die Forscher auf etwa 12.500 Jahre, was sich durchaus mit einigen abgebildeten Kreaturen decken würde. So finden sich unter anderem Darstellungen von großen Rüsseltieren, Palsolamas (Verwandter Kameliden, die heute in der Neuen Welt bis zum frühen Holozän vorkamen), Riesenfaultiere und Urzeitpferde. Alles Arten, die spätestens mit dem Ende der letzten Kaltzeit vor rund 12.000 Jahren ausstarben. Damit dürften diese Kunstwerke möglicherweise von den ersten Menschen geschaffen worden sein, die das Amazonasgebiet erreicht haben.

In Zipaquirá, eine Gemeinde im Departamento Cundinamarca 48 Kilometer entfernt von Bogotá wurden Steinwerkzeuge gefunden, die auf das Jahr 10460 v. Chr. ± 160 datiert werden. Neuere Funde aus Pubenza in Cundinamarca werden älter datiert. Das heißt, dass die Besiedelung Kolumbiens schon wesentlich früher stattgefunden haben muss.

Weitere Funde von Pfeil- und Lanzenspitzen, Messer und Kratzwerkzeuge stammen aus einer Fundstätte nähe Bogotá die etwa 1000 Jahre jünger sind und Zeugnis ablegen, von einer aufwendigen Herstellung.

Archäologen zufolge sollen sich dann vor 5.000 Jahren die ersten Gruppen niedergelassen haben, unter anderem die Kulturen der San Agustin, Chibcha und Tairona, um vor Ort als Jäger, Siedler oder Sammler sowie vom Maisbau in der Hochebene zu leben., Die ersten Hinweise auf Pflanzenproduktion im Gebiet des heutigen Kolumbien befinden sich in der Gegend der Montes de Maria, die in den heutigen Departamentos von Bolívar, Sucre und Atlántico liegen. Die Zeit zwischen 5000 v. Chr. bis 1500 n. Chr. wird als Agrikultur bezeichnet.

Goldmuseum Cartagena de India (Autor)

Etwa 1500 v. Chr. Entwickelten sich kleine Fürstentümer mit einem politischen System, den „Cacicazgos“ heraus. Sie bestand aus einer pyramidalen Machtstruktur, geführt von den sogenannten „Caciques“. Die wichtigsten Kulturen mit den kompliziertesten dieser Systeme, waren die Taironas in der karibischen Region und die Chibcha in den Hochebenen rund um Bogotá. Sie zeichneten sich durch besondere Fähigkeiten als Handwerker, Weber oder Färber aus und waren auch in der Lage prächtige Tempelanlagen zu bauen. Die größte präkolumbische Stadt Südamerikas – „Ciudad Perdida“ wurde von den Chibcha errichtet. Sie verfügten über fortgeschrittene Kenntnisse auf dem Gebiet der Mathematik, benutzten für ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten und religiösen Feste einen Kalender und besaßen eine Hyroglyphenschrift. Da sie zerstreut lebten, bildeten sie kein geschlossenes Volk. Die herausragendsten Gruppen innerhalb der Familie der Chibcha waren die Muisca und die Tayrona. Leider wurde das Volk wie viele andere auch, mit der spanischen Besiedelung ausgelöscht.

So richtig entfalten konnten sich diese Kulturen jedoch nicht da mächtigere Reiche wie die Azteken und Inkas ihren Einfluss geltend machten. So wurden durch den Inkaherrscher Bachacutec Yupanqui einige Gebiete in Südkolumbien unterworfen.

Eines ist unbestritten. Kolumbien war ein wichtiger Transitknotenpunkt zwischen Zentralamerika und Südamerika.

Es ist unbekannt, wie viele Indigene Völker das Gebiet des heutigen Kolumbien zur Zeit der Ankunft der Spanier bewohnt haben, da konkrete Aufzeichnungen fehlen. Es ist jedoch nachgewiesen, dass mit der Ankunft der Spanier ca. 90% der indigenen Bevölkerung durch von den Europäern eingebrachte Krankheiten, durch Kämpfe und Kriege mit den Spaniern sowie durch Zwangsarbeit und Sklaverei, gestorben sind.

Kolumbien - vertriebene Wounan-Indianer in Riosucio | Bild: BR / Michael Castritius 1

Heute befinden sich auf kolumbianischen Boden etwa 1.380.000 Angehörige Indigener Völker (Volkszählung von 2005). Das entspricht 1% der kolumbianischen Gesamt-bevölkerung die über das ganze Land zerstreut sind. Die Existenz der etwa 102 indigenen Völker, wurde in der Verfassung von 1991 offiziell anerkannt und versucht deren garantierten Rechte in der Verfassung auch in der Praxis umzusetzen. Jedoch durch den Bürgerkrieg zwischen Guerilla, Paramilitärs und Armee  ist ihre Existenz massiv bedroht. Weitere Probleme werden aufgrund der Verdrängung der Dorfgemeinschaften durch Bergbau und Siedler, sowie den sich ausbreitenden Kokaanbau und der damit verbundenen Kriminalität verursacht.

Ein UN-Bericht spricht von einem mutmaßlichen Programm „ethnischer Säuberung“ in Kolumbien, um Platz zu schaffen für den Anbau illegaler Kulturen, oder um „Agro-Business im großen Stil einzuführen, darunter Palmöl-Plantagen und Rindfleisch-Produktion.“

Aktuell sieht es so aus, das von diesen 102 Völkerschaften 34, vor ihrer Vernichtung stehen. Innerhalb der genannten vielfältigen Bevölkerungsgruppen existieren 11 verschiedene Sprachenfamilien mit ihren Untergruppen. Insgesamt werden noch 64 Indigene Sprachen in Kolumbien gesprochen, wobei mindestens 10 von ihnen bedroht sind.(siehe auch Länderpapier intigener Völker Kolumbien)

Zum Schutz dieser Volksgruppen wurde 1982 die Nationale Indigenen Organisation Kolumbiens ONIC gegründet mit dem Ziel der Verteidigung und Anerkennung der indigenen Territorien, Durchsetzung deren Selbstbestimmung sowie  Achtung ihrer Rechte. ONIC hat über 40 lokale und regionale Mitgliedsorganisationen und vertritt etwa 90 % der indigenen Bevölkerung des Landes. Die Völker im kolumbianischen Amazonasgebiet sind in der OPIAC als Unterorganisation zusammengefasst.

Bildnachweis     1Kolumbien - vertriebene Wounan-Indianer in Riosucio | Bild: BR / Michael Castritius

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Aktualisiert: 07.09.2024

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