Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze
 Kolumbien -Land im Zwiespalt und der Gegensätze  

EL Dorado

unter Bezug von:

Claudia Frickel und Nadja Podbregar

 

Erst galt es europäischen Eroberern als Sehnsuchtsort, dann Forschern und Kaufleuten als lohnendes Ziel: El Dorado, das Land voller Gold in Südamerika. Viele Legenden erzählen von dem mysteriösen Gebiet. Aber wo ist der große Schatz versteckt? Fast alle Expeditionen mit dem Ziel, ihn zu finden, enden tragisch.

Ein märchenhafter Goldschatz und ein mysteriöser goldener Mann: Irgendwo in Südamerika versteckt, liegt ein sagenhaftes Goldland mit unermesslichen Schätzen.

 

Die Ureinwohner haben sie an einem unbekannten Platz hinterlassen – dieser wird El Dorado genannt. Ursprünglich sollte der mythische Ort in einem See liegen, später in Städten, dann ist ein ganzes Land damit gemeint.

 

Im 16. Jahrhundert hören die Spanier erstmals von dem Schatz, und sind versessen darauf, ihn zu finden. Sie haben schon Blut geleckt: Bei der Plünderung von Gräbern auf dem Kontinent finden sie so viel Edelmetall, dass der spanische König die Region 1513 als "Goldkastilien" in Landkarten eintragen lässt

 

El Dorado verspricht noch viel mehr Schätze. Hinter dem Mythos steckt eine Legende um einen Goldkönig aus Kolumbien.

Laguna de Guatavita Laguna de Guatavita

Die Legende vom Goldkönig

 

Der Sage nach steht mitten auf der Laguna de Guatavita ein Mann auf einem Floß aus Schilfrohr. Vom Uferrand aus sieht er aus, als sei er aus Gold. Vier Männer begleiten ihn, sie haben zahlreichen Gegenstände aus purem Gold dabei. An Land versammeln sich tausende Menschen. Einige machen Musik mit Trommeln und Flöten, andere jubeln und tanzen in bunten Federgewändern – es sind Angehörige des Muisca-Stammes im heutigen Kolumbien.

 

Sie werden Zeugen einer großen Opferzeremonie: der Krönung zum König. Die Männer auf dem Floß sind Häuptlinge und der zukünftige Regent "El Dorado", der Goldene. In der Mitte des Sees angekommen, hissen sie eine Fahne.

 

Der Beinahe-König beginnt, den Göttern auf dem Grund Opfer zu bringen: Er wirft alle mitgebrachten Schätze ins Wasser.

Am ausführlichsten beschreibt der spanische Chronist Juan Rodriguez Freyle im Jahr 1638 dieses Ritual.

 

„Die Zeremonie findet bei der Ernennung eines neuen Herrschers statt“, schildert Freyle. „Während dieser Zeremonie an der Lagune von Guatavita machen sie ein Floß aus Binsen und schmücken es mit den schönsten Dingen, die sie haben.“ Vier große Leuchter mit einer wohlriechenden Substanz werden ebenfalls auf das Floß gebracht. Der künftige Herrscher der Muisca wird dann ausgezogen, mit Schlamm beschmiert und über und über mit Goldstaub bepudert.

 

„Er wird komplett mit diesem Metall bedeckt“, so Freyle. „Dann bringen sie ihn auf das Floß und häufen zu seinen Füßen einen großen Berg von Gold und Smaragden auf – als Opfergaben für seinen Gott.“ Nachdem das Floß die Mitte des Sees erreicht hat, wird ein Banner gehoben und alle Zuschauer verstummen. Nun folgt die Opferung: „Der vergoldete Indianer wirft alle Haufen von Gold mitten in den See und die Anführer, die ihn begleitet haben, tun das gleiche mit ihren Gaben“, berichtet Freyle.

Ein goldenes Zeugnis dieses Rituals wurde im Jahr 1969 in einer Höhle unweit der Guatavita-Lagune entdeckt: Es handelt sich um ein kunstvoll gearbeitetes Floß aus Gold, das verblüffend genau der Beschreibung Freyles entspricht. Es zeigt eine größere Figur mit prachtvollem Kopfschmuck, die von kleineren Begleitern umgeben ist. Das knapp 20 Zentimeter lange Floß stammt aus der Zeit der Muisca und wurde mit der für sie typischen Gießtechnik hergestellt.

Die Spanier wollten das Gold für sich

 

Begründet wird die Sage von El Dorado von einem spanischen Seefahrer, der Anfang des 16. Jahrhunderts eine solche Zeremonie mit eigenen Augen gesehen haben will. Zurück in

Begründet wird die Sage von El Dorado von einem spanischen Seefahrer, der Anfang des 16. Jahrhunderts eine solche Zeremonie mit eigenen Augen gesehen haben will. Zurück in Europa berichtet er davon, die Geschichte verbreitet sich schnell.

 

Wenn es einen derartigen Brauch tatsächlich gibt, wie viel Gold muss dann wohl am Grund des Sees liegen? Die Vorstellung von gigantischen Mengen an Schätzen heizt die Phantasie der Spanier an.

 

Nachdem Gerüchte von diesem Ritual an das Ohr der spanischen Konquistadoren dringen, zögern sie nicht lange: Schon im Jahr 1545 unternimmt der Spanier Hernan Perez de Quesada eine Expedition in die östlichen Anden, um nach der Lagune von Guatavita zu suchen. In der Nähe des heutigen Bogota wird er fündig – und macht sich sogleich ans Werk: Drei Monate lang lässt er einheimische Helfer mithilfe von Schalen Wasser aus dem See abschöpfen, bis dessen Wasserspiegel um rund drei Meter gesunken ist.

 

Am nun freigelegten Uferstreifen finden die Spanier tatsächlich einige Goldobjekte, die Opfergaben des Muisca-Rituals gewesen sein könnten. Doch der Gesamtwert dieser Funde liegt nur 3.000 bis 4.000 Pesos – heute entspräche dies gut 80.000 Euro. Sollte das schon alles gewesen sein?

Zwar knöpfen sie den Indios große Mengen Gold ab, aber den See erforschen sie nicht – das Wasser müsste dazu aus dem See heraus. Knapp 40 Jahre nach Quesada startet ein weiterer Spanier den Versuch, die Laguna de Guatavita trockenzulegen. Antonio de Sepulveda lässt dafür eine Kerbe in den Rand des Sees graben, um das Wasser abzuleiten. Doch nach Absinken des Pegels um 20 Meter stürzt das Ufer ein und begräbt Hunderte von einheimischen Arbeitern unter sich. Die Ausbeute des tragischen Unterfangens: Goldgegenstände im Wert von 12.000 Euro, darunter goldene Schmuckstücke, verzierte Goldscheiben und Smaragd

See Laguna de Guatavita

Auch wenn diese Funde weit unter den Erwartungen liegen, sie wecken die Hoffnung auf mehr – und dies noch Jahrhunderte später. So besucht auch Alexander von Humboldt während seiner Südamerika-Reise im Jahr 1801 die Laguna de Guatavita. Ausgehend von den Funden Sepulvedas schätzt er, dass in den Tiefen des Sees noch Schätze im Wert von umgerechnet 260 Millionen Euro liegen könnten – ein Wert, der durchaus einem echten El Dorado entsprechen würde.

Doch wie sollte man an diesen Schatz herankommen? Im Jahr 1898 versucht der britische Unternehmer Hartley Knowles sein Glück. Er lässt einen Tunnel graben, der in der Seemitte endet und als Abfluss dient. Tatsächlich gelingt es ihm so, den See komplett trockenzulegen. Dumm nur: Der Seegrund mitsamt den dort vermuteten Schätzen ist von einer meterdicken Schlammschicht bedeckt, die nach dem Trocken hart wird wie Zement. Selbst mit Schaufeln und Hacken können die Arbeiter diesen Schlammpanzer nicht durchbrechen. Gold finden sie dadurch kaum. Wenig später läuft der See wieder voll.

 

Aber vielleicht ist ja der See gar nicht das Goldland, sondern es liegt in Wahrheit .woanders?

Seit 1969 steht die Laguna de Guatavita unter strengem Schutz der kolumbianischen Regierung – jede Grabung ist strikt untersagt. Sollte am Grund dieses Sees tatsächlich das Gold der Muisca verborgen liegen, bleibt dieses damit vorerst unerreichbar. Insofern ist bis heute unklar, ob die Laguna de Gautavcita der sagenumwobene See des El Dorado war – und ob in seinen Tiefe Schätze schlummern.

 

Unabhängig davon sehen jedoch viele Archäologen im Ritual der Muisca den Ursprung des Mythos vom El Dorado. Ihrer Ansicht nach liegt es nahe, dass im Laufe der Zeit aus dem goldenen Herrscher und seiner Initiations-Zeremonie ein ganzes Reich voller Gold wurde. Das würde bedeuten: Das El Dorado, nach dem die Spanier so lange gesucht haben, wurde schon vor mehr as 500 Jahren von ihnen zerschlagen und zerstört.

Sir Walter Raleigh Sir Walter Raleigh

Die goldene Insel Manoa

 

Auch die Engländer bekommen im 17. Jahrhundert von angeblichen Goldschätzen in der Neuen Welt Wind. Die Ureinwohner erzählen ihnen von einem weiteren möglichen El Dorado: Manoa, einer Insel mitten im Dschungel.

 

Elisabeth I. schickt den Seefahrer Sir Walter Raleigh, um nach ihr zu forschen. Raleigh vermutet das Wunderland zwischen dem Regenwald Amazoniens und Peru.

 

Er sucht nach einem Salzsee mit einer magischen Insel in der Mitte. Auf ihr soll ein Sonnenpalast mit goldenen Säulen stehen. Das Essgeschirr darin sei aus purem Gold und Silber, erklären die Indios.

 

Doch als der Engländer nach eigener Aussage nichts findet, wird die Königin misstrauisch: Sie lässt ihn einsperren und 1618 hinrichten.

Gold und ein weißer Stamm im Amazonas

 

Ebenso soll es im brasilianischen Urwald eine geheimnisvolle Insel mit unvorstellbaren Reichtümern geben. Die Indianer nennen sie Gran Moxo, der Portugiese Barco Centenera will sie 1601 entdeckt haben.

 

Das behauptet er jedenfalls in einem Dokument. In den nächsten Jahrzehnten gibt das Papier Anlass für Expeditionen in den Dschungel.

 

In der Nationalbibliothek von Rio de Janeiro liegt ein weiteres Dokument, das von einem Forschungstrip nach Gran Moxo erzählt. Gut ausgerüstet gehen 1743 sechs Portugiesen mit zwölf Sklaven und 30 Indianern die Route nach, die Barco Centenera vor über 100 Jahren gelaufen war.

 

Sie entdecken tatsächlich eine uralte, zerstörte Stadt und Bergwerksgruben mit ein paar Goldstücken. Auch im Fluss finden sie ein paar Goldnuggets.

 

In ihrem Bericht an den König erwähnen sie auch zwei merkwürdige Menschen mit weißer Haut und langen schwarzen Haaren. Das Dokument ist das letzte Lebenszeichen der Männer.

 

Ob sie sich verlaufen haben oder ob die Sklaven ihre Herren überwältigen, ist nicht bekannt. Vielleicht sind sie allesamt Opfer von einem bisher unentdeckten weißen Stamm geworden? Fest steht, dass spätere Expeditionen von Franzosen und Briten ebenso tragisch enden.

KARTE Hochland des Mato Grosso Hochland des Mato Grosso

Das ewige Goldfieber lässt viel Tote zurück

 

Ein Beispiel dafür ist der Mythos um Oberst Percy Fawcett. Zusammen mit seinem Sohn und einem anderen jungen Engländer bricht er 1922 auf, um die verschollene, weiße Hochkultur des brasilianischen Dschungels zu finden

 

Doch die Männer kehren nie aus dem unerforschten Hochland des Mato Grosso im Landesinneren von Brasilien zurück.

 

Es gibt viele Legenden um feinste Edelmetalle, die quer über den südamerikanischen Kontinent verteilt sein sollen. Selbst der seriöse Forschungsreisende Alexander von Humboldt berechnet, wieviel Gold auf dem Grund des Guatavita-See liegen könnte.

 

Aber die manische Suche nach dem imaginären Schatz kostet viele Menschen das Leben – vor allem Indios. Immer wieder werden kleinere Schätze gefunden, die die Goldsuche wieder anstacheln.

 

Um 1850 taucht etwa in einer Höhle in Kolumbien ein 20 Zentimeter kleines Floß mit Figuren aus Gold, Silber und Kupfer auf. Vielleicht ist ja an der kolumbianischen Legende um den Goldkönig doch etwas dran?

 

Die Suche nach dem Schatz hört deshalb nie auf. Anfang des 20. Jahrhunderts wird der Guatavita-See sogar komplett trockengelegt. Außer viel Matsch finden die Forscher aber nicht viel.

 

Innerhalb weniger Stunden wird der Schlamm hart wie Zement, verstopft die Abflussrohre und sorgt dafür, dass sich der See schnell wieder mit Wasser füllt.

 

Auch heute noch fragen sich Abenteurer und Forscher, wo das Gold aus den Legenden und Mythen abgeblieben ist. Einige der über die Jahrhunderte aufgetauchten goldenen Beweisstücke sind im Goldmuseum von Bogotá ausgestellt.

 

Aber an welchen geheimnisvollen Ort die Indios ihre Reichtümer transportierten, um sie vor den europäischen Eroberern zu schützen, das weiß bis heute niemand. Die Suche nach El Dorado geht auch im 21. Jahrhundert weiter.

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Aktualisiert: 13.03.2024

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