Kolumbien - Land im Zwiespalt und der Gegensätze
 Kolumbien -Land im Zwiespalt und der Gegensätze  

Bildung & Kultur

Das kolumbianische Bildungssystem weist insgesamt ein hohes Niveau auf. Die kolumbianischen Universitäten zählen zu den Besten Lateinamerikas. Seit einigen Jahren hat Bildung auch in der Innenpolitik einen hohen Stellenwert und stellt den höchsten Einzelposten im staatlichen Haushalt 2016 dar (Auswärtiges Amt 2016). Trotzdem ist Bildung nicht für alle jungen Kolumbianer gleichermaßen verfügbar, wodurch die soziale Ungleichheit zwischen verschiedenen Regionen, Stadtteilen, ethnischen Herkünften und Gesellschaftsschichten stetig verstärkt wird.

Privatschule in Cartagena (Autor)

Das kolumbianische Bildungssystem ist vierstufig aufgebaut und theoretisch für alle Schüler eine neunjährige Schulpflicht. Praktisch werden jedoch nur ca. 85 % der kolumbianischen Kinder eingeschult (Auswärtiges Amt 2016).  Beginnend mit der Vorschule (Educación Inicial) lernen manche Kinder bereits mit vier oder fünf Jahren das Lesen. Die Schulpflicht erstreckt sich über 9 Jahre: fünf Grundschuljahre und vier Jahre auf einer weiterführenden Schule (Educación Básica, primaria y secundaria). Nach zwei weiteren Schuljahren wird die Hochschulreife (Bachillerato, entspricht dem deutschen Abitur) erlangt, dabei sind verschiedene Spezialisierungen möglich. Diese qualifizieren nicht nur für ein Studium an der Universität, sondern auch für diverse Berufsausbildungen, zum Beispiel im technischen, pädagogischen oder sozialen Bereich.

Staatliche Schulen sind kostenlos aber die Schulordnung verlangt eine einheitliche Schuluniform. So hängt die Schulausbildung schon oft davon ab, ob die Eltern es sich leisten können eine entsprechende Schuluniform zu kaufen. Bei einer Arbeitslosen Familie mit mehreren schulpflichtigen Kindern kann das schon sehr hart werden.

 

In ländlichen Gebieten kann es vorkommen, dass mehrere Altersstufen gemeinsam in einer Klasse unterrichtet werden. Das liegt daran, dass dort viele Schüler besonders arm sind und zeitweise nicht zur Schule gehen können, weil sie arbeiten und Geld verdienen müssen, um die Familie zu unterstützen. Einige ländliche Schulen sind sogenannte „Neue Schulen“. Hier werden die Schüler dazu animiert, mit der Unterstützung eines Lehrers selbstständig zu lernen. Die Schüler sitzen alle an einem langen Tisch und lernen nach eigenem Tempo die Lektionen mit Hilfe eines Arbeitsbuches. (kommt in Deutschland auch vor das zwei Klassenstufen zusammengefasst werden)

Schüler in Schuluniform

Es gibt kostenlose staatliche Schulen und private Schulen, die Schulgebühren einfordern. Leider gibt es zwischen staatlichen und privaten Schulen, und auch dem ländlichen und dem städtischen Raum, große Qualitätsunterschiede in der Bildung. Auf der einen Seite gibt es sehr gute, meist teure Schulen in den großen Städten, die Schüler gut auf universitäre Aufnahmeprüfungen vorbereiten. Auf der anderen Seite gibt es viele öffentliche Schulen, vor allem in Regionen, die von Armut geprägt sind, die nur über die nötigsten Mittel verfügen, um Schülern ein Grundniveau an Bildung zu vermitteln. So festigt sich schon in der frühen Bildung eine soziale Benachteiligung von Kindern aus Haushalten mit geringem Einkommen.

Die Regierung verteilt das Geld nicht gut. Bogota ist die Hauptstadt dieses Landes und sie hat mehr Einkünfte als die anderen Städte, weil dort die Regierung ihren Sitz hat. Recherche im Internet, wie viele Personen in den verschiedenen Regionen Kolumbiens jeweils einen Berufstitel erhalten. In Bogota sind es prozentual die meisten Menschen, vierzig Prozent. In Antioquia dreizehn Prozent, in Valle acht Prozent, in Atlantico fünf Prozent, in Santander auch fünf Prozent, in Caldas drei Prozent, in Tolima auch drei Prozent, usw.

 

Nach der Schule besteht die Möglichkeit, sich an einer der 80 Universitäten des Landes für ein Studium einzuschreiben. Im Unterschied zu Deutschland umfassen Universitäten und Hochschulen in Kolumbien sowohl akademisch-wissenschaftsorientierte als auch sehr praxisnahe Studiengänge, wodurch sie ein Stück weit die Funktion der deutschen Berufsausbildung und Berufsschulen miterfüllen. Eine weiterführende Bildung nach dem Schulabschluss ist also essentiell, um einen guten Arbeitsplatz und angemessene Bezahlung zu erlangen.

 

Technische Abschlüsse werden nach drei Jahren, graduierte (vergleichbar mit Bachelor) nach vier und Diplome nach fünf Jahren vergeben. Ergänzend werden Master- und Doktortitel, letztere nur durch staatlich anerkannte Institutionen, angeboten. Die bekannteste und angesehenste Universität Kolumbiens ist die Universidad Nacional de Colombia mit Hauptsitz in Bogotá. Weitere führende Universitäten sind Universidad de los Andes, Universidad del Rosario und Universidad Javeriana.

Universität in Buenaventura

An allen Universitäten werden Studiengebühren erhoben. Während sich die 32 staatlichen Universitäten in der Höhe der Studiengebühren am Einkommen der Eltern orientieren, fordern die 48 privaten Universitäten auch für deutsche Verhältnisse hohe Studiengebühren. Um an einer staatlichen Universität aufgenommen zu werden, müssen jedoch schwere Aufnahmeprüfungen bestanden werden, die eine gute Vorbildung aus der Schule voraussetzen. Jemand, der eine öffentliche Schule besucht hat, hat es so schwerer, einen Studienplatz an einer günstigen, staatlichen Universität zu bekommen. Häufig stammen jedoch genau die Schüler, die eine öffentliche Schule besucht haben, aus Haushalten mit geringerem Einkommen, da sie sich teure Schulgebühren nicht leisten können. Beim Übergang in eine Universität oder Berufsausbildung fehlen benachteiligten Jugendlichen dann die Mittel, Studiengebühren zu bezahlen und so gehen viele junge Kolumbianer als ungelernte Arbeitskräfte und Hilfsarbeiter arbeiten, um sich und ihre Familien zu finanzieren.

Kolumbien ist kein Land von Weltrang hinsichtlich Literatur oder Malerei. Es hat jedoch so manchen Weltpoeten oder bekannten Maler hervorgebracht. Goldfiguren, Schmuck oder Tonarbeiten aus präkolumbischer Zeit kann man in den verschiedenen Museen des Landes entdecken, Musik und Tanz findet man jedoch direkt auf der Straße, z. B. beim Besuch eines der Feste und Festivals. Während einer Kolumbien Reise kann man ebenfalls die Hinterlassenschaften der hoch entwickelten Kulturen bewundern. In dem Vielvölkerstaat hat jede Region seine ganz eigenen kulturellen Besonderheiten.

Blick auf das moderne Cartagena (Autor)

Architektur

 

Die Architektur Kolumbiens enthält viele Grundzüge der spanischen Bauweise aus der Kolonialzeit des 16. und 17. Jahrhunderts. Später, vor allem aufgrund der rasant wachsenden Bevölkerung, erhöhter Armut, Landflucht und Kriminalität, verloren die Städte und ihre Gebäude mehr und mehr an Charme und wurden teilweise zu „urbanen Alpträumen“. Heutzutage wird zunehmend auf eine lebensfreundlichere Gestaltung und Bauweise geachtet. Der Stararchitekt Rogelio Salmona prägt mit seinem modernen Stil die neuen Gebäude der kolumbianischen Großstädte

Künstlerin stellt ihr Bild in Cartagena vor (Autor)

Malerei / Skulpturen

 

Zu den wohl bekanntesten kolumbianischen Künstlern des 20. Jahrhunderts gehören der Maler Enrique Grau, der Lieblingsbildhauer der Nation Rodrigo Arenas Betancur, der Maler Alejandro Obregón, der international bekannte Skulpturist Edgar Negret, der Maler sowie spätere Verehrer der plastischen Kunst Eduardo Ramírez Villamizar, sowie der Künstler Òmar Rayo. Der reichste und bekannteste, noch lebende kolumbianische Künstler ist Fernando Botero. Dieser fertigte weltbekannte Gemälde und widmete sich dann vermehrt der Bildhauerei, wovon einige Werke sogar in Berlin gezeigt wurden.

Literatur

 

Bekanntester kolumbianischer Schriftsteller ist Gabriel García Márquez (von den einheimischen auch „Gabo“ genannt), der für sein Werk „Hundert Jahre Einsamkeit“ („Cien Años de Soledad“) im Jahre 1982 den Nobelpreis für Literatur erhielt und somit Weltruhm erlangte.

 

Weitere berühmte Schriftsteller oder Dichter sind unter anderen José Eustasio Rivera, León de Greiff, Jorge Isaacs, Álvaro Mutis, Rafael Pombo (Kinderliteratur), sowie aus jüngerer Generation Fernando Vallejo oder Laura Restrepo.

Tanz und Musik

 

Die Einflüsse verschiedenster Kulturen aufgrund der Besiedlungsgeschichte und Ethnien Kolumbiens, haben einen bunten Mix aus Rhythmen, Instrumenten und Bewegungen entstehen lassen. Eine Reise nach Kolumbien sollte nie enden, bevor man nicht dem wahren Kolumbien, d. h. seiner Musik gelauscht oder gar zu heißen Rhythmen getanzt hat.

Folklore (Autor)

An der Karibikküste, wo viele Afro-Kolumbianer leben, werden die Musikstile von afrikanischen Rhythmen geprägt. Dies sind der melodische Vallenato und Cumbia, sowie der etwas modernere Champeta. In den Llanos hört und tanzt man Joropo (Música Llanera). An der Pazifikküste, im Departamento Chocó, tanzt man energisch und erotisch zur am stärksten afrikanisch beeinflussten Musik Südamerikas, Currulao. In den Anden werden eher tragische Klänge der Folkloremusik mit spanischen und vorkolumbianischen Stilelementen zu hören sein, z. B. Bambuco. Im Südwesten befindet sich mittlerweile die „Welt-Hauptstadt des Salsa”, Cali. Obwohl diese Musikrichtung ursprünglich nicht aus Kolumbien stammt, wird sie hier wie nirgendwo anders zelebriert. Berühmte kolumbianische Salsa-Interpreten sind die Grupo Niche, Fruko y sus Tesos und Joe Arroyo. Die bekanntesten Musiker Kolumbiens sind die Sängerin Shakira und der Sänger Maluma. Mittlerweile haben es auch der Pop-Sänger Juanes und der Vallenato-Interpret Carlos Vives zu internationaler Berühmtheit gebracht.

 

In den kolumbianischen Großstädten gibt es seit den 1990er Jahren eine ständig wachsende moderne Musikkultur. Im Jahr 1994 fand zum ersten Mal das Festival Rock al Parque statt, das mittlerweile das größte kostenlose Rockfestival Lateinamerikas ist. In den vergangenen Jahren hat auch der Hip-Hop in den Großstädten Kolumbiens immer mehr an Anerkennung gewonnen. Die oft in ghettoähnlichen Vierteln lebenden Jugendlichen identifizieren sich mit der afroamerikanischen Subkultur, da auch sie am Rande der Gesellschaft leben. Die Sociedad FB7 aus Medellin machte 2005 eine Tour durch Deutschland.

 

Kolumbien besitzt mehrere professionelle Sinfonieorchester und mehrere Berufsausbildungsstätten für Musikberufe

 

Einem Großteil der verschiedenen Tanz- und Musikrichtungen Kolumbiens begegnet man auf den Straßen der einzelnen Regionen oder auf Festen und Festivals.

Eingeborene ferkaufen Handwerkskunst an Touristen (Autor)

Kunsthandwerk

 

Dank der diversen Volksgruppen, die in Kolumbien leben, werden die unterschiedlichsten Arten von Kunst umgesetzt, die man als Reisender gern als Erinnerung mitbringt. Am bekanntesten und im Land häufig zu finden, sind die handgewebten „mochilas“ (Taschen), die alle ein einzigartiges Muster tragen. Zum Symbol Kolumbiens ist auch der „sombrero vueltiao“ (Hut) geworden. Im Norden findet man z. B. die farbenfrohen Hängematten der Guajiros. Im Andenhochland hingegen wird viel Ware aus Schafwolle oder Leder hergestellt. An vielen Orten Kolumbiens kann man wunderschöne Holzschnitzereien oder Körbe und Keramik, sowie natürlich den auch bei uns bekannten kolumbianischen Kaffee, kaufen. Auch Smaragde und Gold, die man in fast jeder Preiskategorie findet, sind beliebte Erinnerungsstücke. Gehen Sie dafür jedoch in autorisierte Fachgeschäfte.

 

Oftmals wird das kolumbianische Kunsthandwerk auf Märkten angeboten, wo sich ein Besuch allein deswegen lohnt, um die Atmosphäre zu genießen. Informieren Sie sich jedoch unbedingt vorher über die jeweiligen Ein -& Ausfuhrbestimmungen für Kolumbien und Ihr Heimatland.

 

Medien2

 

Die meistgelesenen Zeitungen sind El Tiempo und bis zur Umwandlung zur Wochenzeitung El Espectador. Außerdem werden die Publikationen El Nuevo Siglo, El Colombiano, El Pais und La República, Vanguardia Liberal, La Patria, El Heraldo, El Nuevo Dia und El Universal verlegt. Die bekanntesten Zeitschriften sind Semana (Politik), Cambio (Politik), Portafolio (Wirtschaft), Cromos (Varieté) und SoHo (Varieté).

 

Radio ist ein sehr beliebtes Medium in Kolumbien. Es gibt eine Fülle von staatlichen und privaten Radiosendern. Von den privaten Radiosendern sind viele in Cadenas (Radio-Ketten) zusammengeschlossen und so kann man viele Sender aus Bogotá im ganzen Land empfangen. Eine Besonderheit sind in Kolumbien die sogenannten Geisel-Radios wie etwa Las voces del secuestro („Die Stimmen der Entführung“) des Senders Caracol. In diesen speziellen Sendungen, die meist in der Nacht ausgestrahlt werden, können die Familien der vielen von Guerilla oder Paramilitärs Entführten ihren Angehörigen eine Botschaft schicken.

 

Kolumbiens Fernsehwelt besteht aus etwa 15 Sendern. Einige kolumbianische Fernsehserien, darunter viele Telenovelas und Familienserien wie Yo soy Betty, la fea, sind wegen ihrer niedrigen Produktionskosten und der hohen Qualität zu einem Exportschlager geworden. Yo soy Betty, la fea wurde zur Vorlage für einige andere Fernsehserien, so zum Beispiel in Deutschland für Verliebt in Berlin.

 

Wie in vielen Ländern sind die einzelnen Medien im Eigentum von nur wenigen Gesellschaften und werden auch zu politischen Zwecken genutzt. Die Organización Ardila Lülle als Beispiel ist Eigentümer von Radio Cadena Nacional (RCN), einem großen Radiosender, seit 1995 auch des eigenen TV Senders RCN Telivisión (RCNTV) und auch des größten Musikverlegers Sonolux. Firmen und Beteiligungen der Familie Santo Domingo mit der Gruppe Valorem sind (Teil)Inhaber von Radio Caracol, Caracol TV, Bogotá City TV und der Zeitung El Espectdor. Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2018, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Kolumbien Platz 130 von 180 Ländern. Die Situation der Pressefreiheit im Land wird von Reporter ohne Grenzen als „schwierig“ eingestuft.1

1Rangliste der Pressefreiheit. Reporter ohne Grenzen, abgerufen am 19.Juni 2018

2Kolumbien Wikipedia

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Aktualisiert: 13.03.2024

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