Die Umstrukturierung der Kolonien durch Spanien führte im 18. Jh. zur besseren Kontrolle der Verwaltung, zu effektiveren Steuererhebungen, was praktisch zu mehr Steuerbelastung führte. Spanien war immer in Geldnot um die spanische Flotte und den Lebensstandard des Königshofes und seines Gefolges zu sichern und den Krieg gegen England zu finanzieren. Die Unzufriedenheit, in besonderen der Mestizen gegen das strenge hierarchische ungerechte System ohne Entwicklungsmöglichkeiten, führte immer wieder seit 1750 zu lokalen Aufständen. Die jedoch schnell und blutig niedergeschlagen wurden.
Anlass einer neuen Steuererhöhung führte 1781 zu einem lokalen Aufstand von Tabakarbeitern, der sich schnell zu einen Flächenbrand über das ganze Land ausbreitete. Dieser Aufstand ging unter den Namen Revolution de los Comuneros in den Annalen der Geschichte ein. 20.000 Comuneros, bestehend aus Mestizen, Indianer, Kreolen, Zambos, Schwarze und Bogotános marschierten von Norden auf die Hauptstadt zu, so dass sich der Vizekönig gezwungen sah zu fliehen. Im Mai 1781 kam die Truppe in Zipaquirá zum Stillstand und es kam zu Verhandlungen mit Abgesandten der Kolonialregierung. Es wurden Kompromisse ausgehandelt und der Aufstand löste sich auf um dann festzustellen das sie betrogen wurden. Der zurückgekehrte Vizekönig erklärte die Verträge für Ungültig. Die noch verbliebenden Aufstände wurden nieder-gemetzelt. Wie es in der kolumbianischen Geschichte noch oft passieren wird.
Großen Aufschwung erhielt die Unabhängigkeitsbewegung durch die politische Entwicklung in Europa. Napoleon besetzt Spanien, die USA erklärt sich Unabhängig vom britischen Mutterland.
So erklären ab 1810 mehrere kolumbianische Städte ihre Unabhängigkeit und bildeten erste Republiken. Diese konnten sich immerhin sechs Jahre behaupten. Zerrissenheit und Rivalitäten zwischen liberalen Föderalisten und konservativ gesinnten Zentralisten führten zu chaotischen Zustände und zum Zusammenbruch der letzten funktionierenden Verwaltungsstrukturen. Dieser Zeitraum in der kolumbianischen Geschichte wird als Patria Poba bezeichnet.
Die politischen Zustände in Europa ändern sich wieder. Napoleon Bonaparte geht in die Verbannung. Auf Spaniens Thron sitzt Ferdinand VII, der die Zügel wieder fest in die Hand nimmt und die Verhältnisse in Neugranada zu seinen Gunsten geklärt haben will. Er schickte schlagkräftige Truppen unter Pablo Morillo in die südamerikanische Kolonie. Ohne nennenswerte Probleme gelang es ihm die alte Ordnung wiederherzustellen. Was nicht schwer war. Die zerstrittenen Unabhängigkeitskämpfer waren nicht in der Lage eine Verteidigung zu organisieren. Im Gegenteil, er wurde in vielen Gegenden als Befreier begrüßt.
1816 wird Neugranada wieder von harter Hand eines spanischen Vizekönigs regiert.
Der Wille sich vom spanischen Mutterland zu lösen konnte jedoch nicht gebrochen werden. Bereits 1819 wurden Neugranada unter Simón Bolívar als erster Präsident unabhängig. Unterstützt durch die Engländer und den haitianischen Präsidenten landet Simón Bolívar mit vollen kreolischen Namen Simón José Antonio de la Santisima Trinidat Bolívar Palacios y Blaco 1817 in Venezuela. Von seinen Gegnern unerwartet marschiert er nicht nach Caracas, sondern über die Ebenen von Llanos und den Hochplateaus der Anden direkt in das kolumbianische Mutterland. Am 07. August 1819 kam es zum entscheidenden Sieg über die Spanier an der Brücke von Boyacá.
Die Republik, die sich am Anfang über den gesamten Landesraum Neu-Granadas erstreckte, zerfiel jedoch bald. Ecuador und Venezuela machten sich 1831 selbstständig. Bis 1858 behielt man den Namen Neugranada. 1858 bis 1863 hieß das Land dann Granada-Konföderation und danach Vereinigten Staaten von Kolumbien, zu Ehren von Christoph Kolumbus. Der weder das Land entdeckte noch betrat. Erst 1886 erhielt das Land seinen jetzigen Namen – „Republik Kolumbien“ In dieser Zeit kam es immer wieder zu innerpolitischen Kämpfen um eine zentralistische oder föderalistische Staatsform, die oft in einen Bürgerkrieg endetet. So 1877 und 1895. Letztlich setzten sich die Zentralisten durch. Bestimmend war dabei die Epoche der Regeneration, die durch den konservativen Präsidenten Rafael Wenceslao Núñez Moledo eingeleitet und maßgeblich vorangetrieben hat. Diese Epoche war gekennzeichnet durch Umstrukturierung des Landes zu einem zentralistisch ausgerichteten Polizei- und Sittenstaat und dem Katholizismus als Staatsreligion. Die erstellte neue Verfassung von 1886 war bis auf wenige Veränderung bis 1991 gültig. Politische Gegenbewegung wurde konsequent ausgeschaltet.
Die Auseinandersetzungen gipfelten 1899 im Krieg der 1000 Tage (La Guerra de los Mil. Dias) Auslöser dieses Bürgerkrieges waren Unregelmäßigkeiten bei den Präsidentschaftswahlen, eine Wirtschaftskriese und der prekären Lage der Opposition. Dieser Krieg wurde auf brutalster Weise geführt. Die Liberalen setzten auch Kindersoldaten in ihren Guerillaverbänden die sich überall bildeten ein. Von den etwa vier Millionen Kolumbianern verloren etwa 100.000 Menschen ihr Leben. Das Land war mit Unterzeichnung des Friedensvertrages 1902 verwüstet und ausgeblutet.
Jahrzehnte, die dem Krieg folgten, erlebte Kolumbien politisch relative Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung. Besonders die Kaffee-produktion wurde Export-schlager Nummer 1. Die USA investierte in die Bananenproduktion. Infrastruktur wurde besonders durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes verbessert. Erste Gewerkschaften wurden gegründet, mit dem Ziel politische Reformen durchzusetzen.
1903 erklärte Panama unterstützt durch die USA ihre Unabhängigkeit. Panama hatte durch seine isolierte Lage schon immer eine Sonderrolle innerhalb Kolumbiens inne. Schon seit 1840 versuchte das Land sich selbständig zu machen. Obwohl nur durch den Seeweg erreichbar, war dieser Landesteil reicher wie der Rest Kolumbiens. Maßgeblich wurde dieser Reichtum durch die Einnahmen der von der USA betriebenen transozeanische Eisenbahnverbindung Ciudad Panamá – Colón erwirtschaftet und einen erheblichen Anteil des kolumbianischen Bruttoinlandsproduktes darstellte. Dieser sollte durch die Einnahmen des Kanales noch erheblich erhöht werden. Die Durchsetzung der Unabhängigkeit konnte dank Unterstützung und aktiver Einschaltung der USA Marine ohne große Problem durchgesetzt werden. (wie so oft in der Geschichte – Einmischung in die Souveränität eines Landes zur Durchsetzung der eigenen wirtschaftlichen und politischen Ziele). Der gesamte Pachtzins vom Kanal und der Eisenbahn stand jetzt Panama zu. Kolumbien blieb leer aus. Jahrzehnte später kam es zu einer Kompensationszahlung durch die USA. Erst 1921 wurde die Souveränität Panamas durch Kolumbien anerkannt.
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